bergundsteigen #130
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Blitzaktivität in den Alpen
16. Juni 2025 - 2 min Lesezeit

Blitzaktivität in den Alpen steigt deutlich durch Klimaerhitzung

Gewitterstürme gehören in den Alpen zu den größten Sommergefahren für Bergsteiger. Neben Unterkühlung und Sturzgefahr durch Kälte und Nässe droht vor allem akute Blitzschlaggefahr. Wie real diese Gefahr ist, zeigt ein tragischer Vorfall im Juni 2025 in Tirol: Drei Bergsteiger (60, 60 und 62 Jahre) kamen beim Abstieg von der Mittagspitze bei Flirsch durch Blitzschlag ums Leben. Werden Blitzschlagereignisse durch die Klimakrise häufiger?

Wissenschaftler:innen* der Universität Innsbruck haben eine Studie veröffentlicht, die sich mit der Aktivität von Blitzen über den Ostalpen beschäftigt. Die Topografie im Bergland begünstigt Gewitter schon immer, allerdings lassen steigende Temperaturen die Gewitter- und Blitzhäufigkeit noch weiter steigen. Gemessen wurde die Blitzaktivität zwischen 1980 und 2019.

Das Ergebnis: In den 2010er-Jahren hat sich die Blitzaktivität im Vergleich zu den 1980er-Jahren verdoppelt. In den hochgelegenen Bereichen der Ostalpen erreicht die Blitzsaison ein stärkeres Maximum und beginnt einen Monat früher. Im Tagesverlauf ist der Höhepunkt um bis zu 50 Prozent stärker, wobei es mehr Blitze am Nachmittag und Abend gibt.

Rekonstruierte Jahreszyklen der Wahrscheinlichkeit für Blitzereignisse. Die Blitzsaison beginnt mittlerweile einen ganzen Monat früher.
Rekonstruierte Jahreszyklen der Wahrscheinlichkeit für Blitzereignisse. Die Blitzsaison beginnt mittlerweile einen ganzen Monat früher.

Was tun, wenn das Gewitter am Berg kommt?

Umsichtige Touren- und Zeitplanung sowie rechtzeitiges Umkehren sind grundlegend, um Gewittersituationen zu vermeiden. Sollten wir dennoch von einem Gewitter am Berg erfasst werden, können wir unsere Lage durch einfache, aber wirkungsvolle Verhaltensweisen verbessern:

  1. Wir verlassen so schnell wie möglich ausgesetzte Grate und alleinstehende Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme.
  2. Wir suchen – falls möglich – größere Felshöhlen zum Schutz auf, bleiben der Felswand aber so gut es geht fern, mindestens 1,5 m.
  3. In Kauerstellung auf z.B. Rucksack oder Seil hockend, mit geschlossenen Beinen auf dieser isolierenden Unterlage, warten wir darauf, dass das Gewitter vorübergeht.
  4. Auf Klettersteigen sowie im absturzgefährdeten Gelände bleiben wir mittels Klettersteigset am Steilseil gesichert! Das Absturzrisiko ist größer als das Blitzschlagrisiko.
  5. Gegen Nässe und Auskühlung können wir uns mit Biwaksack und Funktionsbekleidung schützen.

Mehr dazu:

Video: Gewitter am Berg


*Studie: Simon, Thorsten; Mayr, Georg; Morgenstern, Deborah; Umlauf, Nikolaus; Zeileis, Achim:„Amplification of annual and diurnal cycles of alpine lightning”. Climate Dynamics Journal

Erschienen in der Ausgabe #124 (Herbst 23)

bergundsteigen #124 cover (Schwerpunkt: Inklusion)