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Biwak am Jirishanca
31. Juli 2025 - 2 min Lesezeit

Erstbegehung am Jirishanca, Peru: Gietl, Arnold und Huber eröffnen neue Route „Kolibri“

Am Jirishanca (6094 m) in der Cordillera Huayhuash eröffneten Dani Arnold, Alexander Huber und Simon Gietl vom 13.-15. Juli 2025 eine neue Route durch die Ostwand – eine der markantesten und steilsten Flanken der Anden. Die Linie trägt den Namen „Kolibri“ und bietet anspruchsvolle Kletterei auf insgesamt 31 Seillängen mit 1030 Höhenmetern. Der Charakter: steile, technisch fordernde Kletterei in kompaktem Kalk, kombiniert mit alpinem Ernst und klassischer Linienwahl.

Wandverlauf und Charakter

Die Seilschaft der Erstbegeher: Simon Gietl, Dani Arnold und Alexander Huber.
Die Seilschaft der Erstbegeher: Simon Gietl, Dani Arnold und Alexander Huber. Foto: Salewa

„Kolibri“ – technisch, elegant, fordernd: Zwischen der Franzosen- und der Italienerroute zieht sich nun eine neue, eigenständige Linie durch die Wand: „Kolibri“. Der Einstieg liegt im unteren Wandbereich und hat es direkt in sich – plattige, teils überhängende Passagen mit heikler Absicherung. Wer hier einsteigt, sollte Nerven wie Drahtseile mitbringen: Technisch anspruchsvolle Seillängen, Runout-Stellen und Abschnitte, in denen technisches Klettern (A2) notwendig wird.

Umso überraschender ist die Qualität des Felses: Für ein Gebiet auf über 5.000 Metern Höhe ist der Kalk bemerkenswert fest, rau und griffig – ein Fels, wie man ihn dort oben nur selten findet.

Simon Gietl in der neuen Route Kolibri am Jirishanca.
Simon Gietl in der neuen Route „Kolibri“ am Jirishanca. Foto: Salewa

Im Mittelteil folgt das Team für drei Seillängen der sogenannten Italienerrampe – ein kurzes Intermezzo auf bereits bekannter Linie, bevor es wieder in unberührtes Terrain geht. Im oberen Wandbereich zieht die Route direkt auf einen markanten Schlusspfeiler zu. Dort durchsteigen Arnold, Huber und Gietl ein ausgeprägtes Risssystem – technisch anspruchsvoll, aber logisch kletterbar.

Begehung unter idealen Bedingungen

Biwak am Jirishanca
Biwak am Jirishanca. Foto: Salewa

Die Seilschaft startete am 13. Juli 2025. Das Wetter spielte mit: Nicht zu kalt für die diffizile Kletterei, nicht zu warm, um das Risiko von Eis- oder Steinschlag zu erhöhen. Die Wand war trocken und stabil – seltene Verhältnisse, die eine zügige und sichere Begehung möglich machten. Nach zwei Biwaks in der Wand erreichte das Trio am 15. Juli um 9:15 Uhr den Ostgipfel (6023 m). Den Hauptgipfel haben sie bewusst unangetastet gelassen – zu schlechte Schneeverhältnisse, zu hohes objektives Risiko. Die Entscheidung fiel zugunsten der Sicherheit aus.

Die neue Route am Jirishanca: "Kolibri".
Die neue Route am Jirishanca: „Kolibri“. Foto: Salewa

Eine Route mit Charakter

„Kolibri“ ist eine ernstzunehmende alpine Neutour, die alles fordert: Technisches Können, alpine Erfahrung und ein feines Gespür für Linie und Risiko. Die Route punktet mit klarer Linienführung, abwechslungsreichem Wandaufbau und erstklassigem Fels. Von diffizilen Platten über fordernde runouts bis hin zu klassischer Risskletterei ist alles dabei. Die Absicherung ist spärlich – Keile, Friends und Mikrocams sind unerlässlich.

Simon Gietl in der neuen Route "Kolibri" am Jirishanca.
Simon Gietl in der neuen Route „Kolibri“ am Jirishanca. Foto: Salewa