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Stephan Mitter und Paul Mair. Bergführer / Ausbilder / Schneeexperten in Theorie und Praxis|
12. Okt 2018 - 3 min Lesezeit

Eindrücke von Donnerstag, 11. Oktober, ISSW 2018

Hauptthemen: Schneedeckenstabilität / Variabilität / Lawinenvorhersage

Interviewpartner: Stephan Mitter und Paul Mair. Bergführer / Ausbilder / Schneeexperten in Theorie und Praxis

In der heutigen Vormittagssession ging es um Schneedeckenstabilität und -variabilität sowie um Lawinenvorhersage. Was könnt Ihr uns zusammenfassend daraus berichten?

Paul: Gar nicht so leicht zu beantworten, da der letzte Vortrag von Jürg Schweizer noch so präsent ist. Bemerkenswert fand ich eine ziemlich provokante Präsentation von einem jungen Ingenieur, der einen recht unverblümten Zugang zum Lawinenthema vorstellte, in dem die Dinge sehr einfach strukturiert waren. Es war wirklich interessant, wie leicht ein Techniker seine Modellierungsideen einfach in die Praxis überträgt oder übertragen würde. Das bringt zum einen frischen Wind, aber auch die große Gefahr, dass die vereinfachende Darstellung vielleicht doch nicht unbedingt den realen Tatsachen entspricht.

Zur ALBINA-Präsentation (Lagebericht in der Europaregion Tirol) muss ich einfach sagen, dass es wirklich beeindruckend ist, wie leicht und einfach alles aussieht und auf der anderen Seite ich ebenso weiß, wie viel Arbeit es war und wie schwierig es manchmal ist zu einer guten Lösung zu kommen. Tatsächlich wird es sicher ein super Tool für eine Region wo meiner Meinung nach wahrscheinlich weltweit am meisten Tourengeher unterwegs sind. Hier ist zu berücksichtigen, dass nicht nur Lokals, sondern auch Gäste aus aller Herren Länder unterwegs sind. Für eine Tourismusregion wie es Tirol-Südtirol-Trentino darstellt, ist es jedenfalls ein wichtiges Angebot.

Stephan: Grundsätzlich sehe ich hier an der ISSW, wie wichtig der internationale Erfahrungsaustausch ist. Spannend ist dabei auch die unterschiedliche Sichtweise zu gleichen Themeninhalten, die wir heute auch schon gesehen haben. Die Komplexität der Sachlage haben wir konkret bei der Variabilität der Schneedecke gesehen, wie schwer sie darstellbar und vergleichbar ist, und trotzdem müssen wir als Praktiker gut damit umgehen. Hier sind andere Perspektiven einfach wichtig!

Was mir auch gut gefallen hat, war der Vortrag von Alexander Prokop über die Lawinenvorhersage in Svalbard (Arktis), wo er die automatischen Stationen zum Sammeln der Daten verwendet und damit auch bei schlechter Witterung oder arktischer Dunkelheit seine Prognosen erstellen kann.

Gab es auch etwas Überraschendes oder besonders Interessantes für Euch?

Stephan: Besonders interessant war für mich Fabiano Montis Vortrag. Er arbeitet ja viel mit Bergführern und hat dabei dargestellt, dass es bei gleichen Bedingungen ganz unterschiedliche Aussagen dazu von befragten Bergführern gab. Diese Tatsache hat mich eigentlich nicht sehr überrascht, weil die Wahrnehmung grundsätzlich subjektiv ist, obwohl ich feststelle, dass in gut koordinierten, defensiv arbeitenden Teams die Wahrnehmung viel ähnlicher ist als bei inhomogenen Gruppen.

Paul: Fabiano Monti brachte in seinem Vortrag eine Aussage, die sinngemäß lautete: „Die Bedingungen waren interessant, die Gruppen mussten gut geführt werden“, und in dieser Aussage sehe ich auch einen Schlüssel in unserer Arbeit als Bergführer! Wir wissen beim Schnee bei weitem nicht alles und können die Bedingungen tatsächlich nicht beeinflussen. Was wir aber sehr wohl können ist, die Gruppe entsprechend zu managen. Solche Aussagen sind für mich eine gute Erinnerung, die ich auch in der Ausbildung berücksichtigen werde.

Worauf freut Ihr Euch noch beim ISSW oder was würdet Ihr Euch noch wünschen?

Stephan: Wünschen würde ich mir, dass Zeit bleiben würde mit jedem Vortragenden ein persönliches Gespräch im Anschluss zu führen, damit ich die Sachen noch einmal für mich auf den Punkt bringen kann.

Wie kommt der ISSW bei Euch an?

Stephan: Positiver als gedacht, weil auch die wissenschaftlichen Vorträge gut präsentiert und aufbereitet sind, sodass man auch als Praktiker gute Schlüsse ziehen kann.

Paul: Erstens freut es mich, dass der ISSW in Innsbruck ist und dass alles so super professionell organisiert ist. Aufgefallen ist mir, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schnee und Lawinen eher in Nordamerika konzentriert zu sein scheint. Ich sehe aber auch viele super Ideen, die aus Europa kommen.

Bei jeder Präsentation denke ich mir immer, wie relevant ist das für mich in meiner Tätigkeit und da ist meine Antwort, dass ich immer was mitnehmen kann – auch wenn es das Gegenteil der Schlussfolgerungen des Vortragenden ist.