(Druck-)Verband
Mit Hilfe eines „normalen“ Verbandes (Verbandspäckchen, alternativ: Wundauflage und Mullbinde) lassen sich sehr gut oberflächliche Verletzungen wie Abschürfungen usw. versorgen. Zum einen kann der Verband leichte Blutungen stoppen, zum anderen schützt die sterile Wundauflage vor Keimen.
Außerdem hält ein solcher Verband meist besser als Tape oder ein Pflaster, da die Haut oft „schwitzig“ oder die Umgebung nass (Regen, Schnee) ist.
Ist die Blutung jedoch stärker, sodass ein solcher einfacher Verband nicht ausreicht, um sie zu stoppen, soll nicht (!) dieser Verband einfach fester gezogen werden (Cave: venöser Rückfluss), sondern ein Druckpolster (meist eine verpackte Mullbinde aus dem Erste-Hilfe-Paket) eingebaut werden: Mithilfe dieses Druckpolsters kann nun direkter Druck auf die Wunde/Verletzung ausgeübt werden, ohne die (restliche) Extremität abzuschnüren bzw. den Rückfluss des Blutes zu verschlechtern.
Druckverband anlegen
Idealerweise wird ein solcher Druckverband folgendermaßen angelegt:
(1) Verbandspäckchen mit ein, zwei Umwicklungen über die blutende Stelle anlegen.
(2) Blutet es nun weiter ⇾ ein Druckpolster auf die Wunde auflegen und …
(3) … Verband mit leichtem Zug mehrmals darüberwickeln.
(4) Die letzten 30 cm des Verbandes auftrennen/-schneiden und einen Knoten am vorderen Einschnitt machen (verhindert weiteres Aufreißen).
(5) Gegenläufig herumwickeln und die Enden mit einem Knoten fixieren.
(6) D(urchblutung) M(Motorik) S(ensorik) überprüfen.
Wird so vorgegangen, können die meisten (auch stärkeren) Blutungen gestoppt werden. Der Druckverband hat aber seine Grenzen: Sollte es trotz korrekter Anlage weiterbluten, kann zusätzlich ein weiteres Druckpolster angebracht werden. Wichtig ist dabei der Druck des Polsters auf die Wunde und nicht (!) das Einschnüren des Verbands um den Arm, das Bein etc.
Der Druckverband sollte nicht die DMS (Durchblutung-Motorik-Sensorik) beeinträchtigen, wobei im Zweifel das Stillen der Blutung Vorrang hat – „jeder *Ery* zählt“.
Ist die Blutung bereits zu Beginn sehr stark, kann sofort ein Notverband (Israeli-Bandage) angelegt werden. Vorteil dabei ist die einfachere Handhabe als auch die höhere Erfolgsaussicht (siehe Beitrag bergundsteigen #103).
Egal welche Methode angewendet wird, in der Zeit, bis alles Material (Verbandszeug) bereitsteht, kann bereits händisch Druck auf die Wunde ausgeübt werden – idealerweise über eine Wundauflage.
Eigenschutz
Dabei gilt es – wie immer – auf den Eigenschutz zu achten, d.h. hier den direkten Kontakt mit Patientenblut zu verhindern: also mit Einmal- Handschuhen arbeiten!
Übrigens, nicht nur beim Kontakt mit Flüssigkeiten (Speichel, Erbrochenes, Blut usw.), sondern im Rahmen der Ersten Hilfe ist es immer professionell, solche Handschuhe zu verwenden.
Eskalation Blutstillungs-Kompetenz
Zusammengefasst nun nochmals das empfohlene (eskalierende) Vorgehen bei einer (kritischen) Blutung:
(1) Einfacher Verband
(2) Druckverband
(3) Druckverband mit zwei Druckpolstern (fraglich wie praktikabel)
(4) Notverband (unsere Empfehlung)
(5) Abbinden durch Tourniquet (Ultima Ratio – strenge Indikation beachten)
Take-Home-Message
Starke Blutungen müssen im Rahmen der Erstbeurteilungs-Schemas (Primary Assessment/Survey) ABCDE gestoppt werden!
Ist eine Blutung sehr stark oder spritzend, muss diese vor allen anderen Maßnahmen gestoppt werden ⇾cABCDE (vgl. Artikel in bergundsteigen #103). •
Alle Fotos: argonaut.pro