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Das Petzl NEOX im Einsatz. Foto: ÖAV, Markus Schwaiger
18. Jun 2024 - 14 min Lesezeit

Getestet: Die neuen Sicherungsgeräte PINCH & NEOX

Edelrid PINCH und Petzl NEOX heißen die zwei neuesten Sicherungsgeräte am Markt. Wir haben sie uns genauer angeschaut.

Prinzip Grigri

Das GRIGRI von Petzl ist seit 2017 das meistverwendete Sicherungsgerät in deutschen Kletterhallen (DAV-Kletterhallenunfallstatistiken, 2015–2022) und in unserer subjektiven Wahrnehmung gilt das auch für Österreich. Seit der Markteinführung 1992 hat sich, selbst nach zwei Neuauflagen des Gerätes, nicht viel verändert: Es wurde über die Jahre hauptsächlich an die mittlerweile deutlich dünneren Seildurchmesser angepasst. Die Blockierfunktion im Gerät funktioniert sehr gut, für das schnelle Seilausgeben benötigt es jedoch eine eigene Handhabung. Diese muss einerseits garantieren, dass beim Ausgeben weder das Bremshandprinzip verletzt wird noch die Blockierfunktion das Seil blockiert, andererseits dass man auch im Falle eines Sturzes während der Seilausgabe reagieren kann und der Blockiermechanismus greift.

Dafür wurde die „Gaswerkmethode“ – benannt nach einer Schweizer Kletterhalle in einem ehemaligen Gaswerk – entwickelt. Diese Methode funktioniert an sich sehr gut, aber der Teufel steckt im Detail, weshalb sie übungsintensiv ist und häufig Fehlanwendungen wie das komplette Umklammern des Gerätes beobachtet werden können.

Bremsseil und Schnellausgabe mittels Gaswerkmethode beim GriGri

Grenzen der Gaswerkmethode

Für Kinder ist die Gaswerkmethode oft nicht geeignet, weil sie sich aufgrund ihrer kleinen Handgröße schwertun, das Gerät in der richtigen Position zu halten. Nachdem das Patent von Petzl ausgelaufen ist, haben einige Hersteller die Idee aufgegriffen und Geräte nach demselben Prinzip nachgebaut. Dabei wurde versucht, den Seildurchlauf so zu optimieren, dass man die Gaswerkmethode möglichst selten verwenden muss. Dies ist einigen Herstellern nicht so schlecht gelungen, wie zum Beispiel Madrock mit dem LIFEGUARD oder Beal mit dem BIRDIE.

Allerdings machen sie dem GRIGRI bisher nicht merklich Konkurrenz. Während Edelrid mit dem PINCH jetzt ein weiteres Sicherungsgerät mit ähnlichem Funktionsprinzip auf den Markt bringt, schlägt Petzl mit dem NEOX einen neuen Weg ein.

Probieren geht über Studieren

Wir konnten das PINCH und das NEOX bereits vor Markteinführung ausprobieren. Im Rahmen der Koordination des Bundeslehrteams Sportklettern des Österreichischen Alpenvereins haben 16 Sportkletterlehrer und Bergführer mit langjähriger Ausbildungserfahrung die Geräte getestet. Anschließend wurden mit einem kurzen Fragebogen verschiedene Kriterien abgefragt, die uns bei der Verwendung von Sicherungsgeräten im Allgemeinen und bei der Vermittlung des Sicherns wichtig erscheinen. Die Experten konnten durch schriftliche Kommentare ihre Einschätzungen spezifizieren. Außerdem sind wir drei Wochen fleißig mit beiden Geräten klettern gegangen, um einen möglichst umfangreichen Eindruck zu bekommen. Wir haben versucht, mit den formulierten Kriterien die Geräte so objektiv wie möglich zu beurteilen, wollen aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es sich dabei eher um die Zusammenfassung mehrerer Expertenmeinungen als um einen komplett standardisierten, objektiven Test handelt. Wir sind aber überzeugt, dass dieser Expertenkreis einen guten ersten Überblick geben kann.

1. Das Edelrid PINCH im Überblick

Video: @bergundsteigen testet das PINCH

Das PINCH von Edelrid basiert auf demselben Prinzip wie das GRIGRI von Petzl – durch Zug am Lastseil entsteht Reibung an einem Bremsnocken, der das Seil abklemmt.

Das Besondere: Das PINCH kann direkt in den Gurt eingehängt werden – ohne Karabiner.

Das PINCH von Edelrid basiert auf demselben Prinzip wie das GRIGRI von Petzl – durch Zug am Lastseil entsteht Reibung an einem Bremsnocken, der das Seil abklemmt. Das Einzigartige an diesem Gerät ist, dass es direkt in den Gurt eingehängt werden kann, ohne dass ein Karabiner dafür benötigt wird. Der Hersteller beschreibt die Vorteile des direkten Einhängens folgendermaßen: „Durch die körpernahe und tiefe Position muss das PINCH beim Seilausgeben nicht fixiert und das Bremsseil kann stets mit allen Fingern umschlossen werden.“

Soll heißen: Der Zeigefinger muss bei der Gaswerkmethode nicht gesondert am Gerät platziert werden, sondern umschließt, auch während der Daumen auf den Hebel gelegt wird, das Bremsseil.

Der Zeigefinger umschließt auch das Bremsseil, während nur der Daumen auf den Hebel gelegt wird.
Der Zeigefinger umschließt auch das Bremsseil, während nur der Daumen auf den Hebel gelegt wird.am Gerät platziert werden. Er umschließt auch das Brems- seil, während nur der Daumen auf den Hebel gelegt wird.

Außerdem soll die Kompaktheit des Sicherungssystems dafür sorgen, dass „die sichernde Person 20–30 cm mehr Seil auf einmal ausgeben kann“. Das Ablassen erfolgt mit einem Hebel, wobei das Seil direkt von vorne über Bremsrillen in das Gerät geführt werden kann, wodurch eine erhöhte Bremswirkung erzielt und Krangelbildung vermieden werden soll. Zum Ablassen verfügt das PINCH über eine Anti-Panik-Funktion, bei der der aktivierte Blockiermechanismus (wie beim GRIGRI+) durch weiteres Ziehen am Hebel wieder gelöst werden kann und so auch leichte Personen bei viel Reibung wieder auf den Boden zurückdürfen.

Wer gerne auf eine solche Anti-Panik-Funktion verzichtet, kann sie mittels einer mitgelieferten Schraubedauerhaft ausschalten (siehe unten).

Die Anti-Panikfunktion kann durch eine mitgelieferte
Schraube deaktiviert werden.
Die Anti-Panikfunktion kann durch eine mitgelieferte Schraube deaktiviert werden.

Ein weiteres Novum des PINCH ist die zugelassene Verwendung zur Fixpunktsicherung. Vier verschiedene Optionen ermöglichen es, das Gerät in 90°-Schritten am Standplatz zu fixieren. Dieser Einsatzbereich erscheint nur für sehr wenige Situationen sinnvoll und der Hersteller selbst weist bereits auf einen sehr hohen möglichen Fangstoß beim Vorstiegssichern vom Fixpunkt hin. Da wir bisher keine Gelegenheit hatten, das PINCH beim Fixpunktsichern auszuprobieren, können wir keine Aussage zum Handling treffen.

Das PINCH ist für Seildurchmesser von 8,5–10,5 mm zugelassen.

Im Test: Edelrid PINCH

Mit dem PINCH ist Edelrid ein Gerät gelungen, mit welchem das Seilausgeben insgesamt gut funktioniert. Während das Seilausgeben mit einem dünnen Seil völlig problemlos ist und das PINCH von unserem Team dafür ausschließlich Bestnoten bekam, nimmt die Performance beim Seilausgeben mit einem dickeren Seil zwar ab, wurde von der Mehrheit aber immer noch als „gut“ eingestuft.

Handhabung: auch für Kinder geeignet

Durch den relativ geringen Bewegungsspielraum des Bremsnockens kann ein ungewolltes Blockieren schnell wieder gelöst werden. Ganz lässt sich nicht auf die Gaswerkmethode verzichten, aber man braucht sie kaum noch. Dass beim Ausgeben nur der Daumen von hinten auf den Hebel gedrückt wird und der Zeigefinger nicht am Gerät platziert werden muss, also das Gerät oben nicht mit Daumen und Zeigefinger zwischen Metallfalz und Bremsmechanik umfasst werden muss, wird vor allem die Handhabung für Kinder mit kleinen Händen leichter machen. Da wir alle die Gaswerkmethode mit dem GRIGRI gewohnt sind, war es anfangs gewöhnungsbedürftig den Zeigefinger nicht an das Gerät zu legen und das Bremsseil mit vier Fingern zu kontrollieren, während nur der Daumen auf den Hebel gelegt wird. Aber sobald man sich damit vertraut gemacht hat, funktioniert es gut.

Der rechte Daumen löst den Verschlussmechanismus, um das Gerät zu öffnen.
Der rechte Daumen löst den Verschlussmechanismus, um das Gerät zu öffnen.

Sicherungskomfort: Einhängen direkt am Gurt

Uns hat vor allem interessiert, welchen Unterschied die neuartige direkte Verbindung mit dem Gurt macht und ob sie die versprochenen Vorteile (siehe Kasten unten) bietet. Die Kompaktheit direkt am Gurt, durch die das Gerät beim Vorstiegssichern nicht so weit nach unten hängt und nach oben wandert, ist ein weiterer Vorteil für Kinder und für kleinere Personen, da beim Seilausgeben weniger Reichweite durch die Bewegung des Sicherungsgerätes am Gurt verloren geht und so der Sicherungskomfort höher ist. Wenn das Gerät im Gurt ohne Karabiner eingehängt ist, ist es durch einen Verschlussmechanismus gesichert.

Ungewolltes Öffnen

Wir haben ausprobiert, ob es bei Verwendung mit Gaswerkmethode zum Öffnen kommen könnte. Das war – zwar bewusst provoziert – relativ leicht möglich. Im normalen Betrieb ist dies eher unwahrscheinlich und das Problem kann durch das unbelastete Einhängen eines Karabiners gänzlich gelöst werden.

Das unbeabsichtigte Öffnen des Gerätes kann durch
das Einhängen eines zusätzlichen Karabiners gänzlich aus-
geschlossen werden.
Das unbeabsichtigte Öffnen des Gerätes kann durch das Einhängen eines zusätzlichen Karabiners gänzlich ausgeschlossen werden.

Vollkommen überzeugt hat uns das Konzept des Verschlusses aber trotzdem nicht.

Bei Gurten mit sehr breitem Anseilring hat der Ring etwas zu wenig Platz, was vermutlich dazu führen kann, dass der Anseilring stärker bzw. schneller abgenutzt wird.

Bewertung des Edelrid PINCH durch das Bundeslehrteam Sportklettern des Österreichischen Alpenvereins.
Bewertung des Edelrid PINCH durch das Bundeslehrteam Sportklettern des Österreichischen Alpenvereins.

Der Hebel ist – wie bei anderen Geräten auch – aus Plastik. Er ist recht locker verbaut, d.h., er hat etwas seitliches Spiel. Er hat soviel Spiel, dass er, wenn das Gerät blockiert, vorne an der kleinen Nase, wo er normalerweise anschlägt, vorbeigedrückt wird. Dies hat keinerlei sicherheitsrelevante Auswirkungen, wirkt aber nicht sehr wertig. Funktionelles Design und Verarbeitung wurde von unserem Team zwar mehrheitlich als „gut“ eingeschätzt, aber diese beiden Punkte wurden kritisiert.

Ablassen mit dünnem Seil

Die erhöhte Reibung durch Bremsrillen ermöglicht ein kontrolliertes Ablassen auch mit einem dünnen Seil. Dadurch ist das Ablassen weniger kritisch als mit vergleichbaren Geräten und wurde ausschließlich mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet.

Hier erkennt man die Bremsrillen zum Ablassen.
Hier erkennt man die Bremsrillen zum Ablassen.

Unser Team schätzte das PINCH mehrheitlich als „gut“ geeignet für Kinder ein, wofür die Kombination aus Kompaktheit, einfacher Handhabung beim schnellen Seilausgeben und kontrolliertem Ablassen mit Anti-Panik-Funktion als Backup ausschlaggebend war. Aufgrund der beiden letztgenannten Punkte wurde die Eignung für Anfänger sogar mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet.

Vor- und Nachteile PINCH

  • + direkte, karabinerlose Verbindung mit dem Gurt
  • + Seilausgeben mit Tubermethode außer mit dicken Seilen gut möglich
  • + Ablassen: erhöhte Reibung durch Bremsrillen und Backup durch (ausschaltbare) Anti-Panik-Funktion
  • – Verschlusssystem lässt sich zu leicht öffnen
  • – Ablasshebel wirkt insgesamt etwas fragil

2. Das Petzl NEOX im Überblick

Video: @bergundsteigen testet das NEOX.

Das neue Gerät von Petzl sieht dem GRIGRI auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich, wobei die minimal größere Dimensionierung selbst den eingefleischtesten Fans nur im direkten Vergleich auffallen wird.

Erst auf den zweiten Blick und vor allem nach dem Öffnen des Geräts wird klar, dass hinter dem neuen Namen auch wirklich ein neues Sicherungsgerät steckt.

Herzstück dieses neuen Geräts ist eine Rolle mit Abschrägungen (siehe Gallerie oben), die schnelles Seilausgeben und -einholen mit der Tubermethode ermöglichen soll, ohne dass das Gerät dabei blockiert.

Die Gaswerkmethode, die bei GRIGRI und GRIGRI+ als offizielle Methode für schnelles Seilausgeben gilt, ist in der Bedienungsanleitung des NEOX nicht mehr zu finden. Wer neues Sicherungsgerät, Rolle und Blockiermechanismus hört, denkt unweigerlich an das REVO von Wild Country, doch das NEOX basiert auf einem anderen Mechanismus.

Während das REVO nach dem Prinzip einer Fliehkraftkupplung funktioniert und die Rolle erst bei einer Geschwindigkeit von 4 m/s (14,4 km/h) blockiert, ist die Rolle des NEOX in einen Klemmnocken integriert (Bild oben links).

Dort ist sie, etwas dezentral zu dessen Achse, so gelagert, dass sie sich nicht nur drehen kann, sondern auch ihre Position ab einem bestimmten Seilzug verändert. Ab einem gewissen Zug am Führungsseil entsteht so viel Reibung, dass die Rolle nach vorne oben gedrückt wird, was unabhängig von der Geschwindigkeit des Seildurchlaufes geschieht. Wenn sich die Rolle durch Seilzug nach vorne oben bewegt, kann sie sich maximal noch wenige Zentimeter drehen, bevor sie durch einen Mechanismus im Inneren der Rolle blockiert wird.

Sobald die Rolle steht, kommt der Klemmnocken als Ganzes in Bewegung und klemmt das Seil nach dem gleichen Prinzip wie beim GRIGRI ab (Bild oben rechts). Die Abschrägungen der Rolle sorgen für zusätzliche Kontaktfläche mit dem Seil und sollen dadurch die Bremswirkung beim Ablassen erhöhen, was sich v. a. bei dünnen Seilen auch als notwendig erweist. Auf eine Anti-Panik-Funktion wie beim GRIGRI+ wurde beim NEOX verzichtet.

Wie das GRIGRI und das GRIGRI+ ist das NEOX für Seildurchmesser von 8,5–11 mm zugelassen, wobei der Hersteller keinen optimalen Bereich angibt.

Im Test: Petzl NEOX

Uns hat beim Testen des NEOX als Erstes interessiert, ob das Seilausgeben mit der Tubermethode schnell und reibungslos funktioniert. Der erste Eindruck bei der Handhabung des Gerätes war:

Seildurchlauf und das Ausgeben sind sehr geschmeidig.

Durch die Rolle läuft das Seil mit sehr wenig Widerstand durch das Gerät
und dadurch ist das Seilausgeben sehr einfach. Bei sehr dünnen Seilen – hier sind wir bis ans unterste Limit (8,5 mm) gegangen – gab es kein unabsichtliches Blockieren beim Seilausgeben, was von unserem Team mehrheitlich mit „sehr gut“ bewertet wurde.

Bewertung des Petzl NEOX durch das Bundeslehrteam Sportklettern des Österreichischen Alpenvereins.
Bewertung des Petzl NEOX durch das Bundeslehrteam Sportklettern des Österreichischen Alpenvereins.

Sichern mit dicken Seilen

Bei dicken, pelzigeren Seilen kann es nach wie vor vorkommen, wenn auch sehr selten, dass das Gerät beim Seilausgeben blockiert. Durch den kurzen Weg des Klemmnockens bis zur vollständigen Blockade muss man in diesem Fall das Gerät nur kurz entlasten, indem man das Lastseil zum Gerät zieht, um die Blockierung zu lösen. Bei längerer Verwendung haben wir bemerkt, dass eine Blockierung des Gerätes auch beim Ausgeben mit dicken Seilen fast gänzlich vermieden werden kann und es wurde von den meisten Sichernden mit „gut“ oder „sehr gut“ beurteilt.

Ablassen: wenig Widerstand

Beim Ablassen muss man beim NEOX, vor allem wenn man dünne Seile verwendet, behutsam vorgehen. Die Rolle bleibt zwar blockiert, erzeugt aber dennoch relativ wenig Widerstand und durch den kurzen Weg des Klemmnockens reagiert das Gerät sehr sensibel, also muss der Hebel entsprechend vorsichtig gelöst werden.

Je weniger Reibung in der Sicherungskette vorhanden ist, desto mehr Gefühl und Handkraft wird benötigt, um gleichmäßig und sicher abzulassen. Das Ablassen mit einem dünnen Seil wurde von vielen der Experten zwar trotzdem mit „sehr gut“ bewertet, aber es wurde dabei von ihnen mehrfach auf die oben genannten Problematiken hingewiesen. Wie dramatisch diese empfunden werden, hängt natürlich stark vom Niveau der Sichernden ab.

Wie schon oben erwähnt, eine Anti-Panik-Funktion wie das GRIGRI+
hat das NEOX nicht. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Ablassen eine sehr sensible Phase beim Sichern mit dem NEOX ist. Bei der Schulung dieses Gerätes wird dementsprechend ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden müssen, dass das Loslassen des Ablasshebels im Schockmoment trainiert wird. Wenn dies berücksichtigt wird, hat das NEOX das Potenzial, sich auch bei Anfängern, Kindern und in Kletterkursen zu etablieren.

Handhabung: auch für Anfänger geeignet

Drei Viertel unseres Teams schätzten die jeweilige Eignung dafür
als „sehr gut“ und „gut“ ein. Die Handhabung mit nur einer Technik, der Tubermethode, macht das Erlernen einfacher und die Anwendung weniger fehleranfällig als bei anderen Geräten. Es sollte aber in Kursen und Ausbildungen auch dementsprechend auf die Feinheiten der Tubermethode (siehe Kasten unten) eingegangen werden.

Das NEOX kommt im vertrauten GRIGRI-Gewand daher und auch die Rolle wirkt sehr hochwertig verarbeitet, deshalb wundert es wenig, dass es bei funktionellem Design und Verarbeitung überwiegend die Bestnote gab.

Vor- und Nachteile NEOX

  • + sehr leichtgängiges Seilausgeben mit Tubermethode auch mit dicken Seilen
  • + keine spezielle Methode zum schnellen Seilausgeben mehr nötig
  • – Ablassen: wenig Widerstand und geringer Bewegungsspielraum des Klemmnockens erfordern – je nach Seildurchmesser – viel Gefühl und Handkraft

Fazit beider Sicherungsgeräte

Die Handhabung ist bei beiden Geräten einfach und mit der klassischen Tubermethode kann man sehr gut sichern. Während beim PINCH zum schnellen Seilausgeben manchmal noch die Gaswerkmethode nötig ist, wird man beim NEOX mit der Tubermethode auskommen.

Das neue Funktionsprinzip des NEOX mit seiner Rolle im Klemmnocken setzt neue Maßstäbe in Sachen reibungsarmes Seilhandling mit dickeren Seilen, was das Sichern für Einsteiger und Kinder erleichtern wird.

Das PINCH hat seine Stärken eher bei dünneren Seildurchmessern und punktet mit sehr direktem Handling durch das neuartige Verbindungssystem ohne Karabiner, was bei Fortgeschrittenen gut ankommen könnte.

Beiden Herstellern ist jeweils ein vielversprechendes neues Gerät mit Innovationen gelungen, beide haben gute Chancen, sich am Sicherungsgerätemarkt zu etablieren.

Allgemeiner Tipp: Tubermethode

Das langsame Seilausgeben ist bei den meisten gängigen Sicherungsgeräten (Halbautomaten, Autotubern) mit der Tubermethode möglich. Die Bremshand umschließt dabei das Bremsseil und schiebt es von unten in das Sicherungsgerät, während es die Führungshand oben aus dem Gerät herauszieht. Das Timing und die Koordination sind dabei entscheidend. Solange das Bremsseil locker ist, kann das Führungsseil meist problemlos aus dem Gerät gezogen werden, ohne dass dieses blockiert bzw. sich der Widerstand erhöht (Tuber).

Sicherungsgeräte werden immer blockieren oder den Widerstand erhöhen (Tuber), wenn zuerst am Führungsseil gezogen wird und erst dann die Bewegung des Bremsseiles erfolgt. Bei dickeren Seilen oder sehr schnellem Seilausgeben stößt diese Methode bei vielen Geräten aber an ihre Grenzen und wir müssen auf die gerätspezifische Methode zum schnellen Seilausgeben zurückgreifen. Diese sollte aber nur zum Seilausgeben angewandt werden, anschließend sollte sofort wieder in die Grundhaltung – Bremshand am Bremsseil und unterhalb des Sicherungsgeräts – zurückgekehrt werden.

Fotos: Markus Schwaiger, Petzl