
#alpinhacks: Der Stuflesser-Knoten
Das Prinzip ähnelt der in Vergessenheit geratenen „Luttensee-Klemme“, die als Ersatz für die „Garda-Klemme“ in der behelfsmäßigen Bergrettung und Spaltenbergung in den 1990er-Jahren eingesetzt wurde. Während man für Letztere zwei gegengleich eingehängte Karabiner verwendete, funktioniert der Stuflesser in Verbindung mit dem Freino-Karabiner von Petzl (Abb. 1 und 2).


Der Aufbau des Klemmknotens ist relativ einfach (siehe Illustrationen unten). Großer Vorteil: weniger Reibung und man kann den Klemmknoten unter Last lösen, ablassen und erneut blockieren lassen. So weit genial. Es stellt sich die Frage, was denn bei großer Last passiert, ob der Knoten dann rutscht oder versagt, und welche Festigkeit der Bügel am Freino-Karabiner hat.
Zur Klärung der Fragen haben wir im Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) Bad Tölz Zugversuche durchgeführt. Die Ergebnisse waren sehr positiv. Unser Einfachseil (Beal Opera, 8,5 mm) rutschte ab einer Kraft von 1,7 kN durch. Das reicht aus, um auch eine „schwere“ Person zu fixieren. Die Petzl Rad-Line rutscht bereits bei 0,75 kN durch. Hier muss also die Bremshand am Bremsseil bleiben.
Überbelastung und Brechen des Bügels
Was geschieht, wenn man einen Stopp-Knoten auf das Bremsseil legt und das System überbelastet? Dabei reißt der Seilmantel bei beruhigenden 9,9 kN, also knapp einer Tonne. Als letzte Frage blieb offen, welche Festigkeiten denn der Bügel des Karabiners alleine aufweist.

Hierbei versagt der Karabiner bei einer Last von 10,9 kN (Abb. 3–6). Für die Praxis ist der Stuflesser-Knoten in Verbindung mit dem Petzl Freino also eine praktische Alternative für Situationen, in denen man eine selbst-blockierende Nachsicherung haben möchte.

Im Vergleich zum GriGri, das je nach Seil bei 2,8 bis 4,1 kN durchrutscht, beginnt der Stuflesser bereits bei 1,7 kN durchzurutschen, was die maximalen Kräfte begrenzt (Einfachseil 8,5 mm). Dickere Seile rutschen etwas später, dünnere etwas früher. Sowohl Knoten als auch Karabiner zeigen mit Werten um eine Tonne jedoch gute Bruchfestigkeiten für alle möglichen Überlast-Szenarien.
Eine praktische Alternative für selbst-blockierende Nachsicherung


Fazit: Gute Sicherungsmöglichkeit mit Rücklaufsperre
In der Praxis getestet haben wir den Knoten zum Nachsichern und zur Selbstrettung am Selbstflaschenzug. Für mich persönlich eine gute Sicherungsmöglichkeit und Rücklaufsperre mit Überlastungsschutz, zum Beispiel für das Nachsichern von Gästen im Führungskontext (Bergsteigen, Klettersteig), bei dem auch ein Ablassen schnell möglich sein sollte, und in Situationen der behelfsmäßigen Bergrettung (Aufstieg am fixierten Seil mit Selbstflaschenzug, Rücklaufsperre für Flaschenzug etc.).
So funktioniert’s
Man legt das Seil von der Last kommend in den Freino-Karabiner ein und schlingt das Bremsseil ein zweites Mal in den Karabiner. Es bildet sich die „Kringel-Sicherung“ (die in Situationen angewandt wird, in denen eine sehr dynamische Sicherung gewünscht ist). Nun führt man den untenliegenden Seilsteg auf die Karabinerrückseite und hängt diesen in den separaten Haken des Freinos ein (Illustrationen 1–6).

Jetzt lässt sich das Seil einziehen, blockiert aber unter Last selbsttätig, ähnlich der Garda-Klemme. Großer Vorteil: weniger Reibung und man kann den Klemmknoten unter Last lösen und ablassen und sofort erneut blockieren lassen. Zum Lösen schlingt man das Bremsseil durch den Karabiner und reißt die Schlaufe nach unten.
Der Klemmknoten springt um und die Blockierfunktion wird aufgehoben. Nun muss man die Schlaufe langsam nachlassen und dabei das Bremsseil auf der anderen Seite des Karabiners festhalten. Würde man hier alles loslassen, würde die Last durchrauschen!
Man überträgt also die Last von der Schlaufe langsam auf das Bremsseil und kann dann über einen der HMS ähnlichen Bremsknoten ablassen. Möchte man die Last erneut blockieren, reißt man wieder am Bremsseil an, das Seil springt um und man ist wieder im „Stuflesser-Modus“ (Illustrationen 7–13).